Da an anderer Stelle schon die Philosophie als Lebensform angesprochen wurde: In den 20er Jahren war die Phänomenologie als philosophische Schule bereits fest etabliert, nicht zuletzt als Ergebnis der denkerischen Strenge ihres Schulgründers Edmund Husserls. Diese keineswegs auf's Denkerische beschränkte Strenge seines Doktorvaters bekam auch Günther Anders zu spüren, der darüber in seinen Ketzereien berichtet:
"In der Tat hat er mich, seinen Doktoranden, als ihm zu Ohren gekommen war, daß ich eine Faschingsnacht kostümiert durchgetanzt hatte, zu sich bestellt, um mir fürs Leben mitzugeben: 'Ein Phänomenologe tanzt nicht und zu allerletzt kostümiert!' Als ich ihm antwortete, ich hätte nicht als Phänomenologe getanzt und mich nicht als solcher kostümiert, fragte er - und das meinte er - zurück: 'Sondern als was?'" (Günther Anders; Ketzereien; S. 242)